
IWF fordert Änderungen für Milliardenkredit
San Salvador – El Salvador, das erste Land der Welt, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat, steht vor einem wirtschaftspolitischen Kurswechsel. Um einen dringend benötigten Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erhalten, ist die Regierung bereit, wesentliche Änderungen an ihrer Bitcoin-Politik vorzunehmen.
Der IWF verlangt, dass Steuern nur noch in US-Dollar gezahlt werden dürfen, Händler nicht länger zur Annahme von Bitcoin verpflichtet sind und die Regierung ihre Beteiligung an Bitcoin-Projekten reduziert. Diese Massnahmen sollen die finanzielle Stabilität des Landes stärken und das Vertrauen internationaler Geldgeber sichern.
Bitcoin als Zahlungsmittel: Realität und Herausforderungen
Trotz der Einführung von Bitcoin im Jahr 2021 hat die Kryptowährung im Alltag der Salvadorianer kaum an Bedeutung gewonnen. Rund 95 Prozent der Transaktionen werden weiterhin in US-Dollar abgewickelt. Laut Cedric Heidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frankfurt School Blockchain Center, schreckt die hohe Volatilität von Bitcoin viele Menschen ab. „Bitcoin ist für die Absicherung eines Kredits ungeeignet und birgt Risiken sowohl für die Bevölkerung als auch für die Wirtschaft“, erklärt Heidt.
Dennoch hat die Bitcoin-Politik auch positive Effekte gezeigt. Der sogenannte „Bitcoin-Tourismus“ führte zu einem Anstieg der Besucherzahlen um fast 95 Prozent in den letzten drei Jahren. Zudem konnte das Land durch ein geschicktes Management seines Bitcoin-Portfolios makroökonomische Gewinne erzielen.
IWF und die Angst vor Bitcoin?
Neben der offiziellen Begründung wird spekuliert, dass der IWF Bitcoin als potenzielle Bedrohung für etablierte Leitwährungen wie den US-Dollar betrachtet. Die Einführung von Bitcoin als Zahlungsmittel durch ein souveränes Land könnte ein Präzedenzfall sein, der die Dominanz traditioneller Währungen infrage stellt.
Ein Balanceakt für die Zukunft
El Salvadors mutiger Schritt, Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel einzuführen, sorgte weltweit für Aufsehen, birgt jedoch erhebliche Risiken. Während die Regierung nun Zugeständnisse macht, um den Kredit des IWF zu sichern, bleibt unklar, ob Kryptowährungen langfristig eine zentrale Rolle in nationalen Wirtschaftssystemen spielen können.
Andere Länder, die ähnliche Pläne erwägen, werden die Entwicklung in El Salvador genau beobachten. Der Erfolg oder Misserfolg dieser Politik könnte als Blaupause für künftige Entscheidungen dienen.
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